Nachwuchsbands Live: Alphamay, 3dgar, Neocoma (201605)

Vorsicht – langer Text – war auch ein langer Abend

Auf einer Webseite die Ihre Termine/Infos aus Facebookveranstaltungen generiert wurde mir über „Ähnliche Veranstaltungen“
‚Alphamay, Neocoma und 3dgar: ELECTRONIC MUSIC NIGHT am 23.Mai 2016 in Hannover im Kulturpalast‘ vorgeschlagen.
Da mir der Name Alphamay durch die Radiosendung eLectrO-Pop bekannt vorkam, entschloss ich mich die Veranstaltung zu besuchen. (Derzeit sind 2 Titel der Band in den Playlisten von laut.fm/electropop)
Beim betrachten der Facebook-Veranstaltung stellte sich die Frage: Zeitplan + Eintrittspreis. Antwort“ 19:30 Beginn, pay after“ (Eintritt frei) Pünklich 19:30 vor Ort stellten wir fest, dass noch immer aufgebaut wird mit der Begründung „wir dachten es sei ein Techniker vor Ort“. Also eine Stunde woanders überbrücken was in der Gegend vom Kulturpalast kullinarisch einfach ist.

Der Kulturpalast bietet eine ca 6 mal 2,53Meter Bühne, 40cm hoch, eines Basis an Soundtechnik und 4 Lampen. Insgesamt waren 12 Zuschauer, 3Freunde der Bands und noch 4 regelmäßig (im Club rauchend) ihr Bierchen trinkende Personen anwesend – dazu der Barmann der nach Liedende immer als erstes klatschte.
Auf Nachfrage wie sich die Bands zu dem Event gefunden haben kam die Antwort, dass Alhpamay (Osnabrück) eine „Aussschreibung“ gemacht hat und sich daraufhin 3dgar (Köln wohnend) und Neocoma(Göttingen) zusammengefunden haben.
Zugegeben mein erster Konzertbesuch im Kulturpalast.

Um 20:40 ging es dann mit der Ü40 Band Neocoma los. Der Sound der über die Anlage verbesserte sich nach den 3 Songs. Der Sänger gestand selber ein, die Stimme heute nicht so richtig rüberbringen zu können. War trotzdem okay. Insgesamt eine familiäre, persönliche Vorstellungen mit verbalen Brücken zum Publikum, welches überwiegend bequem saß. Der Keyboarder war körperlich recht locker drauf. Die Musik klang jedenfalls interssant, da der Sound vom Klischee des üblichen Synthpop angenehm abwich, jedoch gesunde Song und Soundstrukturen bot. 50 Minuten reichten dann auch.
vermutlich Überzeugungskraft auf Tonträger (nicht vorliegend): 90%
Überzeugungskraft Live: 10%

3dgar (Er Gesang+Tasten, Sie an den Tasten, Durchschnitt Ü30) bauten Ihre Synthies und Geräte so auf, sodaß das Publikum möglichst viel von den Tasten sehen konnte. Es ging recht experimentell los, viel Bewegung an den Tasten zumal man sehen konnte welcher Tastendruck tatsächlich welche Soundveränderung bewirkt. Es gab aber noch mehr zu gucken…. Der Sänger war jedenfalls sehr agil auf und vor der BÜhne, mit leicht rock anmutigen deutschen Gesang. Die Songs waren weniger strukturiert im Vergleich zu den anderen Bands und dem was man hier auf eLectrO-pop hört. Eine 35 Minutne Show mit einer kleinen Theatereinlage um zu verdeutlichen auf wen sich der letzte Song bezieht.
Überzeugungskraft auf Tonträger: 10%
Überzeugungskraft Live: 90%

Alphamay:
Die Band startete mit einer Coverversion von Yazoo, das war garade noch so okay. Die eigenen Songs der Band gefallen mir persönlich viel besser. Sauber, in ordentlicher Frontman manier vorgetragen mit 80er Attitüde. Die beiden Ü40 Jungs sind Kinder der 80er und das sieht man auch beim Konzert. Gefälliger, strukturierte, teils tanzbarer Electro-Pop mit Rock appeal. Wie ich allerdings schon der Band gegenüber geäußert war die Coverversionen von „Fade to grey“ schon grenzwertig. Später dann die Zugabe „Just can’t get enough“, diese verstärkte zwar bei einigem im Publkum die Körperbewegungen, jedoch (nicht nur) bei mir bewirkte der Song kopfschütteln – persönlich der absolute Tiefpunkt der gesamten Abends, sorry Jungs. Da war die vom Keyboarder vorgetragenen Nummer im dark wave Style wesentlich besser, auch vom „Playback“ her. Es bestehen also Optimierungsmöglichkeiten – auch beim Drumherum, also der Tätigkeiten mit denen sich Musiker auch selber beschäftigen müssen wie Vorankündigung, Technik, CD-Verkauf…. und obwohl bei twotickets 6€ Eintritt steht habe ich gerne freiwillig 12€ gegeben, denn nach dem letzten Lied kam die Aufforderung vom Barmann etwas in den Topf zu zun: „Pay after“, eine Geldspende für die Bands.
Überzeugungskraft auf Tonträger: 50%
Überzeugungskraft Live: 50%

Alle Bands haben solide, mit viel Spielfreude, recht locker und mit Einsatz ihre Show durchgezogen. Die Dankbarkeit Live spielen zu können war anzumerken. Ohne größeres drumerhum mussten die Band durch Persönlichkeit, eingschränkter Perfomance,
Gesang und Musik überzeugen. Das war der Fall ! Die Bands hätten meiner Meinung nach mehr Publium verdient.
… Ich habe den Eindruck das „etablierte“ Bands genau das nicht mehr können/wollen bzw vernachlässigen. Okay, bei den etablierten Bands haben es sowieso einfacher denn man kennt die Songs und damit verbundenen Gefühle.

Trotz „jeder kann selber seine Musik verbreiten (Bandcamp, Facebook) – wir brauchen keine Plattenfirma“ haben es meiner Meinung nach Nachwuchsbands es trotzdem weiterhin schwer. Mangels Verbreitungsmedium hat man früher gar keine Leute erreicht und gar kein Feedback bekommen, heute bekommt man auf grund des Überangebotes kaum feedback und erreicht kaum Leute.
Die Bands müssen mehr selber machen und mehr Zeit/Geld investieren. Livekonzerte sind eine gute Möglichkeit aus der Masse der Bands etwas herauszustechen und wer weiss was sich daraus ergibt.

Ein erfrischender Abend der mich an die Zeit umn 1990 erinnert, wo ich selber mit Bands auf Tournee war die unter minimalen Bedingungen vor 30-200 Leuten gespielt haben ohne Plattenvertrag und nur mit Cassettenveröffentlichungen.